Die Analyse zivilrechtlicher Fälle gehört zu den zentralen Herausforderungen im Studium an der HSPV NRW. Viele Studierende tun sich gerade in den ersten Semestern schwer: Die Sachverhalte wirken verwirrend, die Fragestellung bleibt diffus – und am Ende weiß man nicht, wo man anfangen soll. Dieser Beitrag zeigt dir Schritt für Schritt, wie du Fälle im Zivilrecht richtig angehst – und welche Anspruchsgrundlagen du wirklich kennen musst.
1. Was will die Fragestellung von mir? – Der erste und wichtigste Schritt
Bevor du dich in Paragrafen und Theorien verlierst, lies die Fragestellung ganz genau. Die meisten Fehler passieren schon hier, weil Studierende den Fokus des Falls übersehen.
Typische Aufgabenstellungen sind:
„Welche Ansprüche hat A gegen B?“ → Du musst Anspruchsgrundlagen prüfen.
„Ist der Kaufvertrag wirksam zustande gekommen?“ → Du prüfst Angebot und Annahme sowie die Wirksamkeit nach §§ 104 ff., 105, 125 BGB etc.
„Kann A von B Zahlung verlangen?“ → Du suchst den konkreten Leistungsanspruch.
💡 Tipp: Formuliere dir die Frage immer in einem Satz: „Wer will was von wem woraus?“
Für die Suche nach der Anspruchsgrundlage müssen wir zuerst wissen, WAS der Gläubiger überhaupt will. Sein sog. Begehren ist der Startpunkt unserer Suche. Wenn das aus dem Sachverhalt nicht eindeutig hervorgeht, muss man sein Begehren deuten. In den meisten Fällen ist aber klar, was genau er möchte. Denn meistens steht das in der Fragestellung, ob er Schadensersatz oder Herausgabe oder Kaufpreiszahlung möchte. Dieses Begehren ist der Ausgangspunkt einer jeden Suche nach der passenden Anspruchsgrundlage. Es könnte höchstens mal kritischer werden, wenn nach bestimmten Schadenspositionen gefragt ist (Schmerzensgeld, Verdienstausfall etc.). Hier ist nicht allen sofort ersichtlich, dass es um Schadensersatz gehen soll.
2. Die wichtigsten Anspruchsgrundlagen auf einen Blick
Du musst nicht das ganze BGB auswendig können. Aber diese Anspruchsgrundlagen solltest du kennen:
🔍 Merke dir: Ein Anspruch setzt sich aus Tatbestandsmerkmalen zusammen, die du Schritt für Schritt prüfen musst.
3. Gutachtenstil: Dein roter Faden durch jeden Fall
Der Gutachtenstil ist dein Navigationssystem in der Falllösung. So gehst du vor:
Obersatz: „A könnte gegen B einen Anspruch auf Zahlung von 500 € aus § 433 II BGB haben.“
Definition: Was bedeutet das? (z. B. „Ein Kaufvertrag setzt zwei übereinstimmende Willenserklärungen voraus.“)
Subsumtion: Passt der Sachverhalt auf die Definition? („A bot das Fahrrad für 100 €, B nahm an.“)
Ergebnis: „Ein Kaufvertrag liegt vor.“
🔁 Und das Ganze für jedes Tatbestandsmerkmal und jeden denkbaren Anspruch.
4. Typische Denkfehler vermeiden
Nicht alle Anspruchsgrundlagen prüfen: Immer alle in Betracht kommenden Ansprüche durchdenken.
Subsumtion weglassen: Wer nur das Ergebnis hinschreibt, zeigt keine juristische Argumentation.
Unklare Sprache: Vermeide Umgangssprache – juristisch sauber zu formulieren ist Teil der Bewertung.
5. So arbeitest du effektiv mit Fällen
✏️ Markiere im Sachverhalt: Wer macht was? Wer will was? Gibt es Schlüsselbegriffe (z. B. „verspätete Lieferung“, „Zerstörung“, „Rückforderung“)?
🗂️ Lege dir eine Anspruchs-Checkliste an (findest du im Skript ;-)): So vergisst du keine Prüfung.
⏱️ Trainiere unter Zeitdruck: Gerade in Klausuren ist saubere Struktur + Zeitmanagement entscheidend.
Fazit: Vom Chaos zur Klarheit – mit System zum Erfolg
Zivilrechtsfälle sind kein Rätselspiel, sondern eine Frage von Struktur, Übung und Verständnis. Wer sich an das Prüfungsschema hält und die häufigsten Anspruchsgrundlagen beherrscht, kann auch komplexe Fälle sicher analysieren. Und denk daran: Je öfter du den Gutachtenstil anwendest, desto flüssiger und schneller wirst du.
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